Silvester in Auckland
Nun, um es vorweg zu nehmen: Zürich, wir haben Dich vermisst. Dich und Dein Feuerwerk. Das Verschwenderische. Das Masslose. Das Ultimative. Deine 11'000 Feuerwerkskörper. Deine mehrere verpulverten Millionen.
Aber der Reihe nach. Nina und ich hatten uns sehr auf diesen Abend gefreut. Sich etwas chic machen, gutes Abendessen und danach mal ein anderes Feuerwerk sehen. Aber vor allem: VOR dem ganzen Rest der Welt, also natürlich unsere neuseeländischen Mitstreiter und alle welche sich in der gleichen Zeitzone wie Neuseeland befinden mal ausgenommen, ins Jahr 2018 rutschen. Und dies dann noch 12 Stunden vor unserer Heimat, der Schweiz. Irgendwie schräg. Irgendwie speziell.
Das Restaurant am Place to be in Auckland, gleich am Hafen resp. beim Viaduct Basin, hatten wir bereits vor unserer Abreise gebucht. Dies, weil man sonst unmöglich an eine Tischreservation kommt. Also vielleicht schon. Allerdings müsste man wahrscheinlich sein Abendbrot in einer Burger-Bude im Hinterland von Auckland verspeisen und wäre natürlich nie so trendy, wie man es ist, wenn man es eben am Nightlife-Hotspot von Auckland essen kann.
Gebucht hatten wir einen Tisch um 21.15 Uhr. Eher spät am Abend, allerdings so gewollt, weil wir danach gleich (oder zumindest rasch danach) in den Jahres-Umbruch-Trubel starten konnten.
Also machten wir uns frisch, zogen uns unsere hübschesten Kleider an, also die hübschesten, welche wir halt so auf diese Reise mitgenommen haben, und orderten ein UBER. Die Fahrt in die Stadt dauerte knappe 20 Minuten und hat uns gerade mal rund 10 Schweizer Franken gekostet. Danke UBER für den Service.
Im Vorfeld hatten wir gelesen, dass die Einheimischen aus Auckland während ihres Urlaubes an Silvester eher an den Stränden und Agglomerationen anzutreffen seien und daher die Stadt eher ruhig sei während dieser Zeit. Nun, der Blue Planet Journalist war offenbar selbst nicht in der Stadt, als er seinen Bericht geschrieben hat. Es war proppenvoll! Es war, als hätten sich sämtliche Einwohner von Auckland an dieser Hafenpromenade eingefunden. WTF!
Wir schlenderten an der Promenade entlang und suchten unser gebuchtes Restaurant. Und als wir so schlenderten bemerkten wir, dass wir an einem Restaurant am anderen entlanggingen und alle, aber wirklich alle waren voll mit Menschen. Wahrscheinlich eine hunderprozentige Auslastung! Welcher Wirt träumt nicht davon. Und wir waren froh, hatten wir unsere Reservierung bereits im Vorfeld gemacht.
Wir steuerten also das SOUL Bar & Restaurant an und liessen uns an unseren Platz bringen. Danach folgt ein herrliches, und gottlob bezahlbares, Abendessen inklusive 4 Gläser von einem feinen neuseeländischen Rosé. Weine können sie die Neuseeländer. Und bezahlbar sind sie eben auch. Das freut die Reisekasse. Auf das Dessert haben wir aufgrund von Überfüllung der Mägen verzichtet.
Dann hätte das zweite Highlight des Abends folgen sollen. Richtig, es hätte sollen. Hätte folgen müssen. Also es war angedacht, dass es folgen muss.
Wir spazierten durch die hunderten von Menschen rüber zum Pier. Also eigentlich war es eher ein Parkplatz auf dem Wasser als ein Pier. Wir suchten uns ein Plätzchen, von welchem wir einen guten Blick auf den Sky Tower hatten. Der Sky Tower ist so etwas wie der Berliner Turm. Und an eben diesem Turm startet 30 Minuten vor Mitternacht ein Countdown, welcher mit grossen LED-Ziffern bis Mitternacht runterzählt. Der Pier füllte sich immer mehr mit Menschen, je näher die Stunde null vom neuen Jahr kam.
Und dann ging es los. Die Menschen schrien den Countdown von 10 Sekunden zusammen mit den LED-Ziffern in die Nacht hinaus. Ten, nine, eight…. Wir warteten gespannt. Nein, wir haben keine Zahlen gerufen. Und dann kam sie, die 0, Mitternacht, und das neue Jahr startete mit einem Feuerwerk. Wir warteten. Vielleicht würde es noch besser. Vielleicht würde sich das Feuerwerk ja langsam aufbauen immer wilder und furioser werden und mit einem Schlussbouquet enden. Wir warteten weiter. Wir hofften. Und dann war Schluss. Einfach so. Nach knappen 6 Minuten. SECHS Minuten! Wer macht sich überhaupt den Aufwand, für knappe 6 Minuten alle diese Böller auf den Turm zu bringen? Nina und ich schauten uns an. Mit dem hatten wir nicht gerechnet. Wir dachten, Neujahr mit dem Sky Tower-Feuerwerk sei ein Spektakel. So wie in Sydney oder in Hongkong oder Berlin… oder eben wie jedes Jahr in Zürich.
Etwas irritiert trotteten wir von dannen und wollten eigentlich noch auf Neujahr anstossen. Allerdings waren sämtliche Bars und Pubs inkl. Clubs komplett überfüllt und es bildeten sich Warteschlangen von dutzenden Personen vor ihren Eingängen.
Daher suchten wir uns ein Taxi, welches uns zurück zum Motel bringen sollte.
Auckland, oh Auckland. Wir sind enttäuscht. Hatten wir doch von Deinem Feuerwerk mehr erwartet. Wieso wissen wir nicht so genau. Wir wissen nun aber, dass man nicht viel verpasst, wenn man den Silvester-Abend nicht in Auckland resp. an seinem Nightlife-Hotspot verbringt.
Und vielleicht ist das auch gut so. Eben halt für einmal kein Mainstream welcher alle staunen lassen soll. Für einmal lediglich ein einfaches, aber nicht minder herzliches Willkommen im neuen Jahr. Denn so sind sie, die Neuseeländer… einfach und herzlich. Und das mögen wir.