Bay of Islands Cruise

 
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Es war ein stürmischer Tag. Die Regentropfen peitschten uns wie Nadeln ins Gesicht und hatten uns dazu gezwungen, unser Tagesprogramm etwas abzuändern. Von wandern und fotografieren konnte keine Rede sein, und dies obwohl unsere Kameras eigentlich wetterfest sind. Aber damit ist meist ja nur «Spritzwasser» gemeint und keine sintflutartigen Ergüsse von oben.

Dennoch ließ uns Bill, der Eigentümer des STAY KERIKERI, unserem Motel im Kaff Kerikeri wissen, dass der nächste Tag wettertechnisch besser aussehen sollte. Er zeigte uns sogar ein Wetterradar-Bild auf seinem Smartphone, und ließ uns gleichzeitig wissen, dass aber am übernächsten Tag ein Sturm aufziehen würde.

Nun, da wir einen vollen Tag in der Region der Bay of Islands geplant hatten, wollten wir unbedingt eine Bootsfahrt in eben der Bucht der Inseln machen. Nina hatte bereits im Vorfeld (also vor unserer Abreise) noch recherchiert, welche Anbieter am seriösesten wirkten und welcher Anbieter welche Preise verlangte. Gewisse Touristen-Attraktionen können doch in Neuseeland sehr teuer sein. Um uns nochmals zu versichern, haben wir das schlechte Wetter dazu genutzt, um nochmals eine Recherche im Internet zu tätigen und stießen dabei wieder auf den Anbieter «Fuller GreatSights», welcher mehrere verschiedene Touren anbietet.

Da ein Hauptziel in der Bay of Islands das «Hole in the rock» ist, hatten wir uns für eine rund 4 stündige Bootstour zu eben diesem Hole in the rock (bei diesem Namen kommt mir immer irgendwie «Fire in the hole» in den Sinn… was mich an die Cinemax-Serie Banshee erinnert, das nur so am Rande) sowie inklusive einem Inselspaziergang von rund 45 Minuten. Dabei würde der Touroperator jeden Tag eine von rund 15 Inseln aussuchen, und die Teilnehmer an Land bringen damit diese die Insel erkunden konnten. Der Clou dabei, keiner weiß zu Beginn welche Insel das sein wird. Kann natürlich auch in die Hose gehen.

Gesucht und gebucht. Rund 305 Schweizer Franken für beide Personen zusammen. Nun kann man natürlich sagen, dass dies pro Person CHF 150 sind und dies wiederum sehr teuer, allerdings kriegt man auch eine Vierstunden-Bootsfahrt mit Landgang sowie viele interessante Infos zur Flora und Fauna sowie der Geschichte der Bay of Islands. Wir fanden den Preis angemessen. Zumal wir ja was erleben wollten und Touristendinger halt unserer Meinung nach per se eher überteuert sind. Aber man will ja was sehen und geht ja schliesslich täglich in den «Stollen» um den Zaster nach Hause zu schaffen. Und diesen Zaster soll man ja auch wieder in den Wirtschaftskreislauf bringen. Zumindest meine Meinung.

Am nächsten Tag mussten wir uns also gleich zu Beginn des Nachmittags am Pier im Dörfchen Paihia einfinden. In diesem Dörfchen ist, wie die Bezeichnung schon sagt, nicht viel. Es gibt da zwar viele Touristen, also sehr viele Touristen, aber sonst scheint da nicht viel zu laufen. Allerdings ist es auch der Ausgangspunkt für einen Trip nach Russell, was man von Paihia aus mit der Fähre erreicht, wo es viele hübsche Häuschen hat und man sich durchaus einen halben Tag die Zeit vertreiben kann.

Am Pier resp. dem Büro des Reiseveranstalters angekommen ging es dann auch gleich Schlag auf Schlag. Zugegeben, wir waren etwas spät dran. Email-Bestätigung vorzeigen, Bootstour checken, uns an die entsprechende Landestelle des Bootes verweisen. Auf meine Frage, ob die Tour überhaupt stattfindet, es war noch immer ziemlich nass und stürmisch, antwortete man uns mit einem kritischen Blick und meinte, wir wären spät dran. Gut, Kundenbindung geht dann wohl anders. Nun, vielleicht einen schlechten Tag erwischt. Oder der tausendste Tourist stellte die gleiche Frage. Sei’s drum.

Wir waren uns wirklich nicht sicher, ob das eine gute Idee war. Es regnete noch immer in Strömen und man konnte kaum einen Kilometer oder so weit sehen. Der Kapitän, er nannte sich Skipper, meinte jedoch sehr optimistisch, dass es je länger je mehr aufklaren sollte und wir das schon schaukeln werden. Er ist der Skipper, er muss es wissen, wenn es ums Schaukeln geht. Und los ging die Fahrt. Die See war erstaunlich ruhig und Ninas Reisekrankheitstabletten wären wahrscheinlich nicht nötig gewesen. Aber wie sagt man so schön im Volksmund: nützt es nichts, so schadet es nicht. Oder Vorkehr ist besser als Auskehr? Also des Magens. Gut, der war etwas gesucht. Aber sie sind geplagt, die Menschen welchen es auf Booten und starkem Wellengang mies geht.

Wir fuhren also los und mussten in genanntem Russel noch ein paar weitere Teilnehmer aufnehmen. Dies ging flott und nach rund 40 Minuten waren wir auf der Fahrt in das offene Meer. Auf der Fahrt in Richtung der unzähligen Inseln, welcher der Bucht den Namen geben. Und siehe da, ein Silberstreifen am Horizont. Also eher ein blauer Streifen mit etwas Gold der Sonne. Und allen an Bord ging es schlagartig besser. Die Stimmung änderte sich von Montagsgroove in «hey-es-ist-Freitagabend». Und sogleich zückten auch gleich alle Teilnehmer ihre Kameras und Handys und fingen an zu knipsen, als gebe es kein Morgen. Der Skipper teilte uns mit, dass wir, aufgrund des Wetters, zuerst den Landgang bei der Insel machen und nachher zum Hole in the rock fahren. Also steuerte er die genannte Insel an und erzählte während der Fahrt dahin was über die anderen Inseln, die Siedlungen darauf, über die Maori, welche ja die ersten Siedler der Inseln waren, den Engländern, welche die Maori nicht besonders mochten resp. ihre Gebietsansprüche gelten machen wollten, über Fische und Vögel und so weiter. Interessant war es. Und es ließ uns das, bis dahin schlechte Wetter vergessen.

Bei der Insel angekommen, es war wohlbemerkt eine kleine Insel, wurden wir von einem kleineren Boot zum Strand gebracht. Wir hätten nach spätestens 45 Minuten wieder am Strand zu sein. Wer zu spät käme, würde auf der Insel vergessen. Und der Touroperator hätte wohl eine Millionenklage am Hals. Also wenn wir denn in Amerika wären.
Wir sprangen vom Beiboot an den Strand und mussten zuerst einmal frische Luft schnappen. Ihr wisst worum es geht. Danach entschieden wir uns, einen kleinen Pfad hoch zu einer Anhöhe zu spazieren, von wo aus man einen wunderbaren Blick auf die Insel resp. dessen Strand und die Bucht hatte. Oben ankommen realisierten wir, dass wir uns eigentlich auch bereits wieder auf den Rückweg machen sollten, wollten wir denn nicht das Boot verpassen. An einen Flug mit der Drohne war nicht zu denken. Und ja, die ist immer und überall dabei.

Zurück auf dem Boot hatte sich das Wetter komplett geändert. Es war nun heiss und strahlender Sonnenschein. Nina und ich freuten uns! Es war herrlich. Denn am Vorabend bis eigentlich zum Zeitpunkt des Ablegens des Bootes waren wir uns nicht sicher, ob es nicht eine saudämliche Idee war, diese Bootstour zu buchen. Wer fährt denn in einem Sturm auf das offene Meer hinaus?! Aber nun waren wir bestärkt, das Richtige getan zu haben.
Der Skipper schipperte uns um weitere Inseln herum und erzählte uns dies und das. Und dann kam sie, die große Überfahrt zum Hole in the rock. Raus aus den schützenden Buchten und eher ruhigen Gewässern zwischen den kleinen Inseln, raus auf das offene Meer um das Highlight des Trips zu sehen. Das Jetboot beschleunigte auf 20 Knoten und der Kahn tanzte mit und über den Wellen. Jetzt hatten sich die Reisekrankheitstabletten doch noch gelohnt. Die Teilnehmer hatten sichtlich Spaß an der Überfahrt, welche gefühlt viel zu kurz war. Noch ewig hätten wir so über das Meer tanzen können.

Und dann kam es in Sichtweite. Das Hole in the rock. Das Loch im Felsen. Also eigentlich war das ja eher ein Tunnel im Felsen, da unser Boot, und es war nicht ein sonderlich kleines Boot, durch das Loch hindurchgefahren ist. Von allen Seiten haben wir es bestaunen und fotografieren können. Eine wirklich imposante Laune der Natur. Also wohl eher eine Laune der Gezeiten und der Strömung. Es war wirklich ein Highlight der Tour und liess uns mehrere Male staunen und auf den Abzugsknopf der Fotoapparate drücken.

Zurück ging es dann entlang der Halbinsel Rawhiti und um weitere viele Inseln herum nach Russell, wo viele der Teilnehmer noch einen Zwischenstopp einlegten, um sich später mit einer normalen Fähre zurück nach Paihia bringen liessen. Wir blieben die letzte halbe Stunde auf dem Tourboot sitzen und ließen uns zurück nach Paihia fahren.
Der Ausflug war trotz des anfänglich miesen Wetters sehr gelungen und ist jedem zu empfehlen. Die Mischung zwischen Bootsfahrt, interessanten Informationen durch den Skipper, des Landganges sowie der Hauptattraktion Hole in the rock, machen die Tour doch zu einem sehr interessanten halbtägigen Ausflug.

 
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Cape Reinga – müsste da nicht irgendwo ein Leuchtturm sein?

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Silvester in Auckland