Putangirua Pinnacles & Cape Palliser

 
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Es war einer dieser Tage. Das Wetter zickte rum und wir wussten nicht so recht, ob wir den Umweg an das Cape Palliser wagen sollten oder nicht. Waren es doch rund 1 – 2 Stunden Fahrt abseits der Route welche uns nach Wellington führen sollte.

Ein Blick aus dem Zimmerfenster liess ebenfalls nichts Gutes erhoffen. Sollten wir oder sollten wir nicht? Hatten wir doch an der Küste eine rund zwei stündige Wanderung geplant. Wandern im Regen ist nur mässig lustig und bei Gewitter hört der Spass in den Bergen dann definitiv auf. Wir überlegten hin und her und entschieden uns dann doch, den Ausflug zu wagen und dann nötigenfalls halt abzubrechen, sollten die Wetterbedingungen ganz schwierig werden.

Wir fuhren also los, der Südküste von Neuseelands Nordinsel entgegen. Und siehe da. Ganz da hinten am Horizont. Ja, das war blauer Himmel. So muss das sein! Nun gut, die Strecke sollte sich noch über dutzende Kilometer hinziehen und das Wetter in Neuseeland kann von einer Minute auf die andere umschlagen. Also nicht zu früh freuen. Lieber etwas pessimistischer an die Sache herangehen als dann enttäuscht zu werden. Es sollte ja ein guter Tag werden.

An der Küste angekommen fuhren wir die geschwungene Strasse entlang des Meeres zu unserem ersten geplanten Halt. Der Putangirua Pinnacles Track. Eine hoffentlich schöne, rund zwei Stunden dauernde, Wanderung hinauf auf den Grat des Berges wovon man einen fantastischen Blick hinunter auf die Pinnacles haben sollte. Wir stiegen aus. Und zack! Gefühlte 100 Grad am Schatten. Die Sonne brannte vom stahlblauen Himmel auf uns herunter. Und wieder einmal waren wir zur Mittagshitze am Startpunkt einer Beschäftigung. Meine liebe Frau Gemahlin und ich schaffen es tatsächlich immer, aber wirklich immer, jeweils zwischen 11.00 und 13.00 Uhr da einzutreffen wo wir etwas unternehmen wollen. Sei dies ein Stadtbummel, eine Aussichtsattraktion oder eben eine Wanderung. Egal wie fest wir uns vornehmen, dass dies genau eben nicht passiert und den Tag entsprechend planen, wir kommen immer ins gleiche Dilemma.
Egal. Wir waren glücklich, dass sich das Wetter auf unsere Seite geschlagen hat, und holten die Sonnencrème hervor. Ebenfalls musste das Baseball-Cap nun mit und natürlich 5 Liter Wasser für Nina. Nur schon der Gedanke daran, dass sie zu wenig Wasser dabeihaben könnte, lässt jeweils ihre Kehle vertrocknen.

Der Wanderweg verlief zuerst an einem Fluss entlang und nach rund 15 Minuten mussten wir uns entscheiden, ob wir zuerst weiter dem Fluss folgen – um danach praktisch senkrecht nach oben zur Aussichtsplattform zu klettern – oder den sogenannten Bushwalk, welcher uns zuerst auf den Berggrat der Schlucht bringen sollte um danach zum Aussichtspunkt zu kommen. Wir entschieden uns gegen die Vertikale und bogen daher ab in Richtung Berghang. Wer nun dachte, es ging gemächlich, entlang des Hanges, hinauf, der irrt gewaltig. Es kamen Treppen. Immer mehr und immer höher. Also die Stufen. Darauf ging es wieder etwas bergab damit man danach wieder 20 Stufen hochklettern konnte. Als hätten sich die Erbauer des Pfades einen schlechten Scherz erlaubt. Wir schwitzten. Wir schnauften. Wir tranken wie Kamele aus unseren Wasserflaschen. Endlich schienen wir auf dem Bergrücken angekommen zu sein. Dachten wir. Wieder Treppenstufen. Wieder hinab und gleich wieder hoch. Und dann. Der rettende Wegweiser. Noch 50 Meter wären es zur Aussichtsplattform.

Mutterseelenallein standen wir da oben und sahen hinab auf diese wunderschöne Laune der Natur. Die Pinnacles. Über Millionen von Jahren vom Putangirua-Fluss in den Stein gefressen stehen die Steintürme da. Und sie waren sogar ein Filmset für Lord of the Rings (Teil 3). Natürlich muss die Fantasie, wie bei allen Filmlocations der Lord of the Ring-Trilogie, mächtig mitspielen damit man die Szene wiedererkennt. Die Anstrengung der Wanderung hier hinauf hatte sich also gelohnt. Und damit ging es dann auch wieder zurück. Der Wanderweg ist als Loop-Track angelegt, man musste also nicht den gleichen Weg zurück nehmen wie woher man bereits gekommen ist. Runter vom Berg ging es dann Steil bergab. Und wir waren froh, dass wir uns rund 50 Minuten zuvor für die Bushwalk-Route entschieden hatten. Zurück im Flussbett wollten wir die Pinnacles noch von unten ansehen und wanderten daher noch rund einen halben Kilometer im Flussbett flussaufwärts.
Anschließend steuerten wir den Parkplatz an. Die Wanderung zurück führte dann komplett dem Fluss, in dessen Bett, entlang und wir waren froh, keine Treppenstufen mehr erklimmen zu müssen.
Teil eins des Tages war ein voller Erfolg. Pinnacles: check!

Nun wollten wir weiter zu einem Leuchtturm am Cape Palliser. Dem Cape Palliser Lighthouse. Es ging also der Küste entlang in Richtung Osten. Teils auf asphaltierten Strassen, teils auf Schotterpisten. Wieder einmal war ich froh um unseren gefühlt 15-jährigen 4x4 mit welchem man in jedem Terrain herumsauen konnte. Allerdings sind selbst die Schotterpisten auch für «normale» PKWs ausgelegt, Allrad oder ein höher gelegtes Fahrzeug ist also kein Muss für diese Route.

Links die Berghänge und rechts das Meer. Ein atemberaubendes Szenario! Und die Küste bot viele schöne Spots mit schwarzen Stränden und kantigen Felsen im Wasser. Hinten am Horizont tauchte er dann auf. Der Leuchtturm welchen wir ansteuerten. Mächtig thronte er auf einem Felsvorsprung an einem der Berghänge. Als wir ihm immer näherkamen mussten wir schmunzeln. Ein Leuchtturm wie er sein sollte. Rot und weiss gestrichen. Ein Leuchtturm wie aus dem Bilderbuche, ein hervorragendes Fotomotiv. Allerdings endete hier auch die Strasse. Danach war alles Privatland und weiter der Küste konnte man nicht entlangfahren.

Zufrieden und glücklich mit dem bisher Erlebten, machten wir uns auf die Rückfahrt und machten auf einem geschotterten Parkplatz bei der Kirikiri Bay eine Pause. Eigentlich wollten wir nur noch ein paar Fotos aus der Ferne vom Leuchtturm und der näheren Umgebung machen, wobei uns ein grässlicher Gestank, es roch wie im Zoo, in die Nase zog. Wir dachten uns, dass es wahrscheinlich in der Nähe wieder ein Brutplatz einer Vogelkolonie gab und spazierten in Richtung Felsküste um da noch ein paar Fotos zu machen. Fürchterliches Geschrei kam zwischen den Felsen hervor. Es hörte sich an, als wären ein paar Dinosaurier aus Jurassic Park ausgebrochen und hätten sich hier niedergelassen.

Und ehe wir uns versahen, stolperten wir praktisch über ein paar Seehunde. Keine Angst, den Seehunden geht es gut. Die lagen da einfach so zwischen den Felsen und sonnten sich in der warmen Sonne. Eine ganze Kolonie von Seehunden. Hie und da watschelten Jungtiere vom einen Stein auf den anderen und gaben Dino-Laute von sich. Andere wiederum schrien sich gegenseitig an, wohl um zu zeigen wer hier der Macker ist. Der Geruch war fürchterlich. Aber der Anblick unbezahlbar. Einige Seehunde blinzelten uns an, drehten sich um und räkelten sich dann wieder in der Sonne. Ein weiteres Highlight des Tages. Und ganz unverhofft. Wir hatten zwar gelesen, dass es in diesem Gebiet einzelne Seehund-Kolonien gab, waren aber nicht auf der Suche danach und freuten uns daher umso mehr, diese Tiere gefunden zu haben.

Das unverhoffte Auffinden der Seehunde rundete einen sehr gelungenen Tag ab. Waren wir doch morgens noch völlig unschlüssig, ob wir den Ausflug zum Cape Palliser überhaupt machen sollten.

Man sollte es tun. Unbedingt. Und bei jedem Wetter. Die Landschaft wie auch die Flora und Fauna entlang der Küste sind ein Ausflug wert und absolut der Hammer. Und wenn man Glück hat, blinzelt einem noch ein Seehund zu.

 
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16 Stunden in Wellington

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