Ausflug zur White Island
Die White Island sei ein Must-Do in der Region Bay of Plenty, im Nordosten von Neuseeland. Nun, das wollten wir selbst herausfinden und haben uns Tickets für eine rund 6-stündige Tour dahin gekauft. Ich könnte hier nun die ganze Geschichte, also geschichtliches, schreiben und euch womöglich langweilen. Daher lasse ich dies an dieser Stelle und erzähle im Gegenzug von unserem Tag.
Hatte ja dazu auf Facebook das etwas creepy Bild von Nina und mir mit den Baustellen-Helmen und den Gasmasken publiziert. Ja genau, um dieses Abenteuer geht es in diesem Beitrag. Also ganz so creepy war es dann schon nicht… aber lest doch selbst.
Grundsätzlich gibt es, per Bootstour, nur einen Anbieter, welcher überhaupt die Erlaubnis hat, Touren auf diese White Island anzubieten. Das hat mit Sicherheits- und Rechte-Dingen zu tun. Ausführungen dazu, würden euch aber an dieser Stelle langweilen. Natürlich käme man auch mit dem Hubschrauber auf die Insel, allerdings kostet der Spaß dann noch etwas mehr als die von uns gebuchte Boots-Tour. Und wir sind ja Sparer. Also am richtigen Ort. Also für uns. Also nicht für uns sparen, das machen wir zwar auch, ich meinte eher, dass wir lieber an anderen Orten mehr Geld investieren. Ihr habt das schon verstanden.
Gebucht hatten wir das Abenteuer im Voraus. Macht Sinn, denn viele Daten, vor allem im neuseeländischen Sommer, sind komplett ausgebucht. Dies obwohl die Tour 2x pro Tag zur Insel hinausfährt. Also in Whakatane, dem Ort wo die Tour startet, angekommen, uns im Office entsprechend registriert und schon wurden wir zum Pier geschickt. Die Boote würden in rund 10 Minuten von der ersten Tour zurückkommen, wir würden dann schon sehen wo sie anlanden. So weit so gut. Aus den zehn Minuten wurden dann eher dreißig. Aber was spielt das in einem 3-monatigen Sabbatical schon für eine Rolle. Und das habe ich jetzt genau so gemeint wie geschrieben. Wir haben Zeit. Und stressen lassen wir uns deswegen nicht. Ich meine, wenn man jedes Mal, wenn man wissen möchte welcher Wochentag es ist, die Partnerin oder das Handy fragen muss, dann denke ich, dass es wirklich keine Rolle mehr spielt ob es jetzt zehn oder dreißig Minuten dauert bis der Kahn parat ist.
Und da kamen sie. Die zwei Boote, welche die Morgen-Tour gemacht hatten. Und wie gehofft, hatten wir unser Plätzchen auf der Peejay IV gekriegt. Ein hübscher Kahn. So hochseefischereimässig. Und viel hübscher als das andere Boot. Das sah so normal aus. Aber das Problem ist ja, dass meistens hübsch nicht gleich praktisch ist. Nun, das Personal räumte und putzte noch flugs das Boot von der ersten Tour und schon durften wir an Bord. Eigentlich wollten wir gleich aufs Oberdeck um uns da ein Plätzchen für die kommende, rund 90-minütige Fahrt zur White Island, zu ergattern. Leider gab es da noch andere Landsleute, also von unserem Land, und sonstige Personen, welche im Fach Anstand und Queuing, wie man ja im englischen Sprachraum so schön sagt, wohl einen Fensterplatz innehatten. Sei es drum. Wie erwähnt sind wir im Langzeiturlaub und lassen uns von solchen Dingen nicht entmutigen. Noch mehr nicht, weil es ja noch eine Rückfahrt geben sollte. Und da würden wir die Oberdeckplätze in Beschlag nehmen. Ha! Auch auf dem unteren Deck hatten wir Spass an der Fahrt und genossen diese. Allerdings kam es wie es kommen musste. Die Gischt spritzte, also eigentlich ergoss sie sich, in Bächen vom Vorderdeck via das Oberdeck zu uns auf das Unterdeck. Und natürlich wird man nass. Eben, hübsch ist nicht gleich praktisch. Zuerst war ich es, welcher sich mutig in die Fluten der Gischt warf, nur um Nina etwas davon abzuschirmen. Irgendwann wurde mir das aber zu bunt und vor allem zu kalt. Und ich überliess Nina der Gischt. So waren wir wenigstens zusammen nass und konnten den Moment voll zusammen erleben. Darum geht es ja auch auf einer solchen Reise. Gemeinsame Erlebnisse schaffen.
Die neunzig Minuten zogen sich danach eher quälend lange hin. Vor allem für Nina, bei welcher sich wieder ihr Magen meldete. Unwohlsein kam auf und sie zählte die Minuten, die Meter, bis wir endlich vor der Insel ankern würden.
Aus der Ferne konnte man bereits den dichten Rauch sehen, welcher von der Insel gen Himmel stieg. Ah ja, hätte ich noch erwähnen müsen. Auf White Island befindet sich der einzig aktive Vulkan von Neuseeland. Der ist permanent aktiv. Und er ist der einzige in Neuseeland. Und wir fahren dahin. Eigentlich sollte der Vulkan harmlos sein, befindet er sich doch meistens in der Vulkanwarnstufe 1. Was das genau bedeutet konnten wir leider nicht in Erfahrung bringen, hofften einfach darauf, dass die erste Warnstufe von deren zehn ist. Oder zumindest von dreien. Dann wäre es gar nicht schlimm. Und der letzte Ausbruch war im Jahre 2013. Was auch gefühlte Ewigkeiten her ist. Wird schon schiefgehen. Aber jetzt beginne ich wieder mit einer Geschichtsstunde. Eigentlich wollte ich ja nur kurz erklären, wieso man von weit her Rauch von der Insel aufsteigen sah. Hätte ja auch einfach ein Lagerfeuer sein können.
Ein sehr schöner Anblick diese Insel. Der Vulkankegel seitlich aufgebrochen und gegen Süden hin ins Meer abfallend, sodass man vor sich eine eigentliche schiefe Insel und darin den aufsteigenden Rauch sieht.
Wir ankerten. Wir wurden in ein kleines Gummiboot verfrachtet, welches uns in 10er Gruppen vom grossen Boot an Land fuhr. Und in diesen 10er Gruppen ging es dann weiter. Zuerst eine kleine Instruktion vom Guide. Kurz zusammengefasst meinte sie, dass wir eigentlich nichts tun oder anfassen durften. Wir sollten möglichst auf dem Pfad und nicht zu lange an einem Ort stehen bleiben. Wäre auch gefährlich gewesen, man ist ja auf dieser Insel umzingelt vom Vulkankrater, welcher etwa so kompakt ist wie Sand in der Sahara. Nur dass dies hier Steine sind und kein Sand. Daher auch die lustigen Helme. Und dann waren da noch diese Gasmasken. Diese sollten uns von den beissenden, übelriechenden Schwefeldämpfen auf der Insel schützen. Wir wussten ja im Vorfeld bereits, dass diese Gasmasken verteilt würden und hatten uns darauf eingestellt, dass wir ohne diese wahrscheinlich innert Sekunden keine saubere Atemluft mehr bekämen und einen Erstickungstod sterben würden, würden wir die Gasmasken ablegen. Und, haltet euch fest. Nichts ist passiert. Natürlich hat es etwas nach Schwefel gestunken, natürlich war die Luft nicht wie jene in den Schweizer Alpen, natürlich wurde der Hals etwas kratzig mit der Zeit. Aber Gasmasken?! Nun, für die Fotos waren sie natürlich cool. Ansonsten ein hübscher Marketing-Gag fürs Fotoalbum.
Wir zogen los und erhielten an diversen Stellen viele wissenswerte und interessante Infos zur Insel und zum Vulkan. Was ja genauer betrachtet ein und dasselbe ist. Wir durften kristallisiertes Schwefel sowie Vulkangestein halten, die Hände über den warmen Dampf, welcher irgendwo aus einem Stein austrat, halten, und durften den sogenannten Volcanojuice, Wasser aus einem Flüsschen welcher aus dem Kratersee entstand, trinken. Also die anderen tranken. Die Touristen eben. Diejenigen, welche jeden Mist glauben, welcher ein Guide erzählt. Belohnt wurden sie mit nach Schwefel stinkendem, warmen Wasser und ihrem eigenen Erstaunen. Echt jetzt? Was hatten die denn erwartet? 20-jährigen Whiskey? Leute gibt es.
Nach rund 90 Minuten war dann die Exkursion auf der Insel vorbei. Nach unzähligen Infos und Fotos wurden wir mit dem Schlauchboot wieder auf das grössere Boot gebracht, wo uns ein kleiner Snack gereicht wurde. Wasser und Kuchen sozusagen. Aber war im Preis enthalten, daher wollten wir uns nicht beschweren. Die Rückfahrt war dann etwas, sagen wir mal, schaukliger als die Hinfahrt, worauf Nina die ganze Fahrt lang den Horizont inspizierte und hoffte, dass die Strecke schneller von Statten ging als die Hinfahrt. Wir hatten uns tatsächlich einen Platz auf dem Oberdeck gesichert, allerdings stellte sich das dann für Ninas Magen als Fehler heraus. Froh war sie, als sie wieder festen Boden unter den Füssen spürte.
Ist die Tour resp. die Insel ein Must-Do? Schwierig zu beantworten. Es war schön. Das auf jeden Fall. Und interessant ebenso. Man kann schließlich nicht jeden Tag auf einem aktiven Vulkan herumspazieren. Hätte man mit dem Hubschrauber dasselbe gesehen? Wahrscheinlich schon. Diese landen nämlich auch auf der Insel. Ich will es mal so formulieren; Die Insel sollte man sich unbedingt ansehen. Die Bootsfahrt hin und zurück zieht sich dann allerdings schon sehr in die Länge und viel sehen kann man vom Boot aus nicht. Hat man also ein etwas grösseres Budget, oder spart am einem anderen Ort, würde ich wohl den Hubschrauber als Transportmittel dem Boot vorziehen.