Milford Sound
Ursprünglich hatten wir ja eine Bootstour mit Übernachtung im Milford Sound gebucht. Also draußen im Sound. Allerdings wollten wir von Queenstown aus, wo wir die Tage zuvor waren, noch einen Hubschrauber-Flug zum Earnslaw Burn Wasserfall machen und mussten daher unsere Pläne etwas umstellen. Die Geschichte mit dem Hubschrauber ist eine andere, auf welche hier nicht eingegangen wird. Das würde ansonsten in einem Negativ-Bericht enden und man sollte ja in solchen Blog-Beiträgen gute Laune verbreiten.
Daher, Touroperator kontaktiert und unseren Übernacht-Ausflug in eine normale Tagestour umgebucht. Alles sehr unkompliziert und seitens Touroperator sehr kundenfreundlich. Uns wurde sogar noch Geld zurückerstattet, da die Tagestour günstiger als die Übernachtungstour ist. Das freut das Reise-Budget. Los sollte es von Te Anau aus, mit einem Bus in Richtung Landungssteg in Milford Sound, dem Dorf, dann aufs Ausflugsboot und zurück mit dem Bus wieder ins Motel.
Da man sich in Neuseeland ja immer gefühlte 2 Stunden vor dem eigentlichen Tourstart am Abholort einfinden muss, waren wir also morgens um 07:45 Uhr bereits auf dem Weg zum Visitor Center in Te Anau. Gut, wenn man halt dann gewisse Touristen beobachtet, welche erst dann beim Check-In eintrudeln, wenn der Bus eigentlich seit Minuten bereits fahren sollte, dann versteht man das Vorgehen natürlich. Wir warteten also im Reisebus bis sich dann auch der hinterste und letzte Passagier registriert und in den Bus begeben hat und freuten uns auf den Ausflug.
Wir fuhren auf dem Milford-Highway in Richtung Milford Sound, wo die Anlegestelle der Boote liegt. Zuerst fährt man an Weiden und Wäldern vorbei, welche nicht sonderlich spannend sind. Nach rund einer Stunde passiert man aber die Grenze zum Fjordland National Park und die Natur ändert sich praktisch mit dem überqueren der Nationalpark-Grenze. Hohe Berge mit prähistorischen Wäldern prägen das Bild und hie und da fährt man noch an einem See oder Fluss vorbei. Die Fahrt von Te Anau zum Boot und natürlich auch jene dann wieder zurück nach Te Anau dauert mit dem Bus knappe zwei Stunden und wir haben uns schon gefragt, in welchem (langsamen) Tempo der Fahrer die Strecke absolviert. An Bord war allerdings auch ein sogenannter Naturalist, welcher während der Fahrt die Gegend kommentierte und an gewissen Stellen hält der Car, man kann aussteigen und der Guide erklärt noch mehr zu dem bestimmten Ort oder zu den Menschen, die vor Jahrzenten hier die Gegend erkundet und die Strassen erbaut hatten. Alles sehr interessant und es hat vor allem die längere Fahrt im Car abwechslungsreich gemacht.
Irgendwann fährt man dann in die Schlucht, welche einem zum Homer Tunnel bringen sollte. Ja, die haben hier in Neuseeland wirklich echte Tunnels. Man glaubt das kaum. Und nein, ironisch meine ich das irgendwie nur zum Teil, weil es war der erste Tunnel, durch welchen wir nach rund sechs Wochen Roadtrip fahren sollten! Wenn man aus der Schweiz kommt, ist dies kaum vorstellbar. Ich glaube, sie mögen hier Tunnels nicht so. Wird einem dann später auch klar, wenn man durch den Homer Tunnel gefahren ist. Dazu später mehr. Die Schlucht ist atemberaubend, auf beiden Seiten der Strasse türmen sich die flachen, kahlen Felswände des Mount Talbot Massivs rund 2000 Meter in die Höhe und geben ein faszinierendes Naturschauspiel ab. Für mich ein ähnliches Landschaftsbild wie im Yosemite National Park in den USA, das Ganze allerdings mit der Vegetation von Neuseeland. Beim Homer Tunnel angekommen verpasst man sicher die Grünphase für die Durchfahrt des Tunnels. Dieser ist nur einspurig befahrbar, ähnlich wie die meisten Brücken hier in Neuseeland. Ein Countdown am Tunnel-Portal informiert einem, dass die Ampel in rund 9 Minuten auf Grün wechseln wird. Also flugs aus dem Reisecar aussteigen, ein paar Fotos des Tunnelportals, es hat etwas Archaisches und sieht aus wie eine geheime unterirdische Militärkaverne, und vom Minigletscher des Mount Talbot machen und gleich wieder rein. 9 Minuten können manchmal auch sehr kurz sein.
Und dann fährt man in diesen Tunnel. Zappenduster ist es da drin. Und wenn man sich Schweizer Tunnels gewohnt ist, dann hat man das Gefühl, man fährt in irgendeinen Bergwerk-Stollen, welcher erst vor rund 2 Tagen aus dem Fels gesprengt wurde. Es tropft überall von der Decke und den Wänden runter. Die Strasse gleicht eher einer Schotterstraße als einer Strasse und Betonauskleidung der Tunnel-Wände resp. -Decke scheinen sie hier auch noch nie was gehört zu haben. Irgendwie ist man froh, wenn man die rund 1200 Meter passiert hat und heil in einem Stück wieder rausgekommen ist. Die Ausfahrt aus dem Tunnel allerdings ist atemberaubend. Man schaut runter ins Tal, umgeben von den ähnlich hohen und kahlen Felswänden wie zuvor.
Beim Boot-Terminal in Milford Sound angekommen mussten wir uns beeilen. Offenbar hatte der Reisecar Verspätung und steigen zu der Zeit aus dem Bus aus, um welcher eigentlich das Boot hätte ablegen sollen. Das haben wir wohl den Gemütlich-Touristen (siehe oben) zu verdanken. Nun, eine halbe Frische-Luft musste sein, wir wussten ja nicht ob man das auf dem Kahn auch tun dürfen. Also gingen wir schnellen Schrittes in Richtung Steg, wo uns auch bereits viele Leute vom Schiff herab argwöhnisch beäugten. Wahrscheinlich waren wir in diesem Moment die selben Gemütlich-Touristen.
Sobald auf dem Schiff, ging es dann auch gleich los. Es legte ab und steuerte in den weltberühmten Milford Sound heraus. Witzigerweise, und oft falsch interpretiert, wurde in diesem Teil des Fjordland National Parks keine Lord of the Ring Szene gedreht. Allerdings durften sich unter anderem die Schauspieler von Alien:Covenant und X-Man: Wolverine hier austoben. Vorbei an den bewaldeten Bergen um den Sound herum ging es immer weiter in Richtung offenes Meer. An vielen Stellen tosen Wasserfälle auf der Seite des Milford Sounds herunter und ergeben super Fotomotive. Grandios war eine Stelle, wo wir mit dem Boot sozusagen unter einen Wasserfall gefahren sind. Nina & Tobi nass, Kamera nass, alles nass. Aber es war cool! Und wir sind ja nicht aus Zucker und die Kameras ja wasserfest.
Im Gegensatz zum Doubtful Sound, ein anderer Touristenmagnet, ist der Milford Sound eher klein und nach rund 45 Minuten Fahrt, mit Zwischenstops an ebendiesen Wasserfällen, treibt man bereits im Tasmanischen Meer.
Nach rund zwei Stunden waren wir bereits zurück am Landesteg von Milford Sound wo uns unser Tourbus erwartete. Die Tour hat Spaß gemacht und war sehr unterhaltsam und informativ. Allerdings, im Nachhinein, war wohl die Fahrt hin- und zurück interessanter und hat mir auch landschaftlich besser gefallen als der Milford Sound selbst.