Hobbiton
Bis ungefähr im Jahre 1999 war Matamata lediglich eine rund 7000-Seelen-Kleinstadt irgendwo auf der Nordinsel von Neuseeland. Bekannt war sie damals höchstens bei Insidern für ihre Vollblutpferde, welche da offenbar erfolgreich gezüchtet werden. Und dann flog ein gewisser Peter Jackson, ein mehr oder weniger bekannter Regisseur aus Hollywood, mit seiner Hubschrauber-Crew über die sanften, grünen Hügel im Umland dieser Kleinstadt, verliebte sich in die Szenerie und überzeugte einen Farmer, welchem das Stück Land gehörte, ihm dieses als Filmset für seinen nächsten geplanten Film zu überlassen. Von diesem Zeitpunkt an sollte sich vieles für den Bekanntheitsgrad sowie dem Tourismus der Stadt ändern.
Peter Jackson hatte vor auf diesem kleinen Stück Land ein fiktives Dörfchen zu errichten, es mit Hobbits – kleine Menschen mit grossen, haarigen Füssen – zu besiedeln und es Auenland zu taufen. Zack, das Filmset für die Lord of the Rings -sowie The Hobbit-Trilogien war gefunden und geschaffen. Mit Hilfe der australischen Armee wurden Gebäude in die Hügel gebaut, Flächen für Seen ausgehoben und Brücken gebaut. Und es wurde Hobbiton getauft.
Also wollten wir dieses Hobbiton anschauen. Wir sind zwar jetzt nicht die grössten LOTR-Fans, allerdings ist Lord of the Rings und Neuseeland ja fast schon eins, auch wenn die Filme nun mittlerweile fast 20 Jahre her sind.
Wir wurden dann doch etwas überrascht, als wir online unsere Tickets buchen wollten. Die Touren, ja, man kann das Dorf nur mit einer Tour anschauen. Und es gibt nur einen Anbieter, was zwar wohl beides sehr praktisch für diesen Anbieter (welcher übrigens von der Familie des Farmers betrieben wird), allerdings nicht so für den Touristen ist. Die Touren waren über Tage hinweg ausgebucht. Und es ist jetzt nicht so, dass es pro Tag lediglich zwei oder so Touren gibt… nein, da werden etwa 7 Touren von drei verschiedenen Standorten aus durchgeführt. Massentourismus in seiner reinsten Form also. Wir hatten ein Zeitfenster von zwei Tagen, an welchen wir die Tour machen konnten. Nach dem ersten kleinen Schock klickten wir uns also durch die Webseite und suchten nach einer Location mit einer noch freien Tour an einem der möglichen Tage. Wir wurden fündig und buchten die Tour, ausgehend von Matamata am frühen Nachmittag.
Man fährt dann also zum Visitor Center in Matamata, welches übrigens bereits im Hobbit-Stil gebaut resp. umgebaut wurde, und wird in einen kleinen Bus gebeten. Mit diesem Bus geht es dann rund 20 Minuten in Richtung Hobbiton. Auf einem Fernseher im Bus werden kurze Teaser zur Tour und zu den LOTR-Filmen gezeigt und Peter Jackson sagt hin und wieder ein paar Worte zu den Touristen. Man wird also bereits auf der Fahrt zum Dörfchen wieder in die Welt der Hobbits, Elfen und Zwerge eingetaucht… was erstaunlicherweise gut funktioniert. Am Filmset angekommen ist man dann nämlich auch bereits wieder voll in den Szenen der Filme drin, spürt die Magie der Filme wieder und identifiziert sich sogleich wieder mit der LOTR-Welt.
Anschließend heißt es aussteigen. Wir waren in einer Gruppe mit rund 30 Personen, was leider viel zu viel ist, da man ab und zu die Kommentare des Guides, welcher uns durch Hobbiton führt, nicht immer hört (da zu weit weg). Aber eben, es ist ein Massentourismus in diesem Dorf. Wer denkt, man könne ruhig und alleine durch das Filmset spazieren, der irrt gewaltig. 20 Meter vor und hinter unserer Gruppe befinden sich noch Touristen von anderen Gruppen. Es scheint auch, als hätte man bei gewissen Schauplätzen eine genau definierte Dauer des Aufenthaltes bevor es dann weitergeht. Dieser Umstand trübt das Erlebnis etwas. Denn, die Anlage ist wirklich wunderschön und mit viel Liebe zum Detail angelegt. Es gibt rund vierzig von diesen Hobbit-Erd-Häusern und jedes einzelne von ihnen hat ein eigenes Thema, eigene Deko, eigene Farben, usw. Auch die Gärten werden liebevoll gepflegt, übrigens von einem Team an professionellen Gärtnern, und in Stand gehalten. Es wachsen allerlei Gemüse sowie riesige Kürbisse, welches alles zum richtigen Lord of the Rings-Feeling beitragen.
Nach einer guten Stunde steht man dann vor dem Restaurant (aus den Filmen), wo man sich stärken kann und ein gratis Hobbit-Bier kriegt. Ehrlich gesagt ungenießbar. Danach geht es direkt weiter zum obligaten Geschenk-Shop der Anlage, wo man ebenfalls nochmals eine Viertelstunde verbringt, ehe man mit dem Bus wieder nach Matamata gebracht wird.
Hat es uns gefallen? Sollte man es sich anschauen? Nun, ich denke schon. Wenn man in der Gegend ist und die Filme gesehen und gemocht hat, dann sollte man den Abstecher nach Matamata resp. Hobbiton wagen. Wie erwähnt ist die Tour selbst ein ziemlicher Viehtrieb, leider. Aber die Anlage und die erzeugte Stimmung machen das wieder wett. Und unbedingt rechtzeitig buchen. Ansonsten kriegt man keine Plätze.