Es geht los - oder Freud und Leid nahe beisammen (1/2)
Endlich war es soweit! Sonntagmorgen, der Wecker klingelte eher früh! Ein Blick auf die Uhr zeigte die, für einen Sonntag, unchristliche Zeit von 06:15 Uhr. Das Taxi hatten wir auf 07:30 Uhr bestellt. Ja, öffentliche Verkehrsmittel sonntags um diese Zeit, gibt es bei uns leider nicht.
Und wir merkten bald, dass unsere Entscheidung am Vortag, sämtliche Dinge noch zu erledigen (sämtliche elektronischen Geräte ausstecken, Zeitschaltuhren zu programmieren, etwas aufräumen, Geschirrspüler seinen Dienst machen lassen, etc.) gut war und wir uns an diesen Sonntagmorgen nicht mehr darum kümmern mussten. Ebenfalls hatte ich das Taxi bereits am Samstagabend bestellt und die Zugtickets von nächstgelegenen Bahnhof zum Flughafen ebenfalls bereits gekauft.
Diese Vorbereitung! Und man merkt vielleicht, ich mag es überhaupt nicht, am Reisetag Stress zu haben. Lieber alles eine Woche vorher organisiert und lieber bereits zwei Stunden vor Abflug am Gate stehen… aber da hat halt jeder so seine Macken.
Nochmals durchs ganze Haus gegangen, nochmals alles kontrolliert ob wirklich alles so war wie wir es die nächsten drei Monate hinterlassen wollten. Die Katzen weilten ja bereits seit zwei Wochen bei Ninas Schwester. Wie ich diese Viecher vermisse! Jetzt schon! Und ich werde sie, wenn nötig mit Polizeiunterstützung, gleich am zweiten Tag unserer Rückkehr wieder da abholen. Geniesst euren Urlaub, Tiger!
Der Taxifahrer wartete pünktlich am vereinbarten Zeitpunkt und tat was er tun musste. Allerdings wurde uns durch diese knapp zehnminütige Fahrt wieder bewusst, wie teuer Taxis in der Schweiz eigentlich sind. Inklusive Trinkgeld, und es ist ja jetzt nicht so, dass wir mehrere dutzend Franken geben, hat uns dieser Spass knapp 50 Franken gekostet. Diesen Stundenlohn hätte ich auch gerne. Für alle die jetzt NEHMT DOCH DAS NÄCHSTE MAL EIN UBER rufen, leider ist ein Uber, da wo die öffentlichen Verkehrsmittel sonntags nur stündlich fahren und dies auch erst ab ca. 11.00 Uhr morgens, ebenfalls nicht so einfach zu ergattern.
Die Fahrt zum Flughafen war eine kurze und, im Verhältnis zum Taxi, fast gratis. Ebenfalls ging das Backage-Dropoff und der Security-Check, unseren Business-Tickets sei Dank, sehr zügig von statten.
Und da waren wir nun, rund 90 Minuten vor dem Boarding bereits im E-Dock draussen. Und ich höre ja bereits die Kommentare. Aber ich finde es gut. Ich habe so keinen Stress. Und ich kann so noch gemütlich eine Zigarette mehr rauchen, als jener, welcher just auf Boarding-Start am Gate eintrifft (wenn es denn ein Raucher ist). Und jetzt gut eine Stunde in die Swiss-Lounge chillen…. Ja, das kann jemand der zu knapp kommt halt eben auch nicht. Wieso nicht von diesem Service profitieren? Schliesslich haben wir diesen auch bezahlt.
Von den Fenstern der Lounge aus konnten wir ihn bereits sehen. Den Riesenvogel, welcher uns in einem Ritt nach Singapur, unserer ersten Destination, bringen würde. Der A380 der Singapore Airlines. Zugegeben, ich finde diese Singapore Airlines sehen ja von aussen immer etwas altbacken aus, nichtsdestotrotz ist der Anblick dieses Riesenfliegers jedes Mal einfach «hui»! Und dann noch die Gewissheit, dass man es sich die nächsten rund 12 Stunden im oberen Stock des Fliegers gut gehen lassen konnte, schmälerte die Vorfreude ebenfalls nicht. Und seit Singapore etwa im Oktober angekündigt hatte, die Kabinen in den A380ern und B777 ab Dezember 2017 komplett zu erneuern hofften wir natürlich auf eine weitere Steigerung des Business-Erlebnisses.
Dann, um 09:55 Uhr ging dann das Boarding los. Und wir waren überrascht, dass trotz 24.12. sehr viele Leute offenbar in die Ferien fliegen wollten. Auch der Business-Boarding-Schalter war doch ordentlich voll. Hinein in die Gangway und ein kurzer Blick runter auf die Eco-Gangway. Einigen hier oben ging wohl ein süffisantes Lächeln über die Lippen. Vor allem bei den Blicken der Eco-Passagieren hoch zur Business-Gangway. «Nieder mit dem Klassenunterschied» mögen einige schreien. Wir nicht. Dem Motto «Geiz ist geil» können wir nun mal so gar nichts abgewinnen. Eher halten wir diese Richtung für die komplett falsche. Und wenn ich mehr bezahle, dann kriege ich halt eben auch mehr. Zum Beispiel Champagner beim ersten Absitzen oder, was auf so langen Flügen halt einfach geil ist… ein richtig flaches Bett. Manchen ist Fliegen in der Business-Klasse zu teuer, manchen zu versnobt, manche leisten sich lieber ein teureres Hotel, manche geben ihr Geld wöchentlich im «Ausgang» aus oder essen viel in Restaurants. Manche machen auch jeden Modetrend mit und kaufen sich regelmässig neue Schuhe. Wir nicht. Oder sagen wir selten. Wir reisen lieber etwas gehobener. Jedem das seine. Und dass meine ich so wie ich es sage. Wertfrei und emotionslos.
Wir hatten bei der Buchung unsere Sitze bereits gewählt. 19E und 19F. Diese sind, wenn man den Flieger von oben betrachtet, gleich nach dem Flügelansatz, platziert. Ich habe mal gelesen, dass je weiter vorne oder je zentraler (also zwischen den Flügeln) man sitzt, ma die Turbulenzen weniger merkt. Und zumal mein subjektives Empfinden gibt diesem Statement recht. Nun, weiter vorne war in diesem Flieger, zumindest für uns, keine Option. Denn, in der Suite-Class zu reisen war dann auch uns zu teuer. Und ich halte ja die zusätzlichen Annehmlichkeiten in der First-Class (oder eben «Suite-Class» - wie sie bei Singapore Airlines heisst) im Vergleich zur Business-Class für zu unwichtig, als dass wir mehr Geld für den Flug ausgeben müssten. Es hocken eh bereits rund 400 Personen in diesem Flieger, ob wir dann noch durch eine Leichtbauwand von den anderen getrennt sein müssen, halten wir persönlich für überflüssig. Der Rest ist praktisch identisch. Sollte ich mich in diesem Punkt gewaltig irren, lasse ich mir die Unterschiede aber auch gerne einmal bei einem Bier von jemandem mit viel Suite-Flug-Erfahrung erklären.
Und, heilige Scheisse! Diese Sitze! Da hätten locker 5 Personen nebeneinander hingepasst! Fuck! Also vielleicht nicht ganz fünf… aber die Sitze waren schon sehr, sehr breit! Irgendwie dekadent! Aber irgendwie geil! Ein grosser Screen im Vordersitz, gefühlte hundert Steckdosen und Ladestationen für diverse elektronische Geräte, ja sogar ein kleiner «Schminktisch». Also eher Tischchen mit Spieglein inkl. Beleuchtung! Wer zum Teufel braucht das?! Aber hey, wir haben Business bezahlt, also kriegen wir Business. Nina meinte zwar, von allen Business-Klassen in welchen wir bereits gereist sind, sei dies die «hässlichste» und am meisten altbackene. Sie meinte, es sei eine Klapperkiste. Nun, es war unsere Klapperkiste für die nächsten rund 12 Stunden und ich hatte meinen Spass. Der einzige Wehrmutstropfen: es war noch die «alte» Kabine von Singapore Airlines. Sei’s drum. Wir haben ja noch drei weitere Langstreckenflüge auf unserer Reise. Und zwei davon Ende März. Die Singapore-Werft-Mitarbeiter, oder sind es die Airbus-Mitarbeiter?, sollen jetzt einfach ranklotzen.
Nach dem zweiten Champagner, wir waren erst auf rund 5000 Meter und weiterhin im Steigflug, hatte ich bereits ein erstes Wohlgefühl. Zwei Gläser des sprudelnden Getränks auf (fast) leeren Magen… der Champagner tat seinen Dienst und liess mich das Ganze noch mehr geniessen. Aber nun ging es zuerst daran, diese Reise, also ich meine den Flug zu planen. Den Flug planen meint ihr? Aber sicher. Auch ein Flug will geplant sein. Ansonsten kommt man noch in einen Stress. Welche Filme, welche Serien, beides abstimmen auf den Essensservice. Und dann sollte man ja noch etwas schlafen, da man ja einerseits für ein Lie-flat-Bed bezahlt hat und anderseits dem Jetlag ein Schnippchen schlagen möchte. Eigentlich ist ja die Flugplanung wie Urlaub im Urlaub. Und die meisten denken, die Flugplanung sei Aufgabe der Piloten.
Etwas erstaunt haben wir die Speisekarte gelesen und dabei festgestellt, dass es gleich ein Mittagessen geben wird, dann allerdings erst wieder etwas zum Frühstück. Ein Abendessen wurde also offenbar ausgelassen. Was komisch war, weil wir ja vor Mittag in den Flieger stiegen und dann in Singapur um ca. 06:00 Uhr landen sollten. Nach unserer Zeitrechnung hätte da auch gut noch ein Abendessen reingepasst. Aber ok, so hatten wir mehr Zeit für «unsere» Flugplanung.
Die Festplatten waren gefüllt mit allerlei Serien und Filmen und wie immer vor dem Urlaub schoben wir Panik, dass diese nicht für die Reisen reichen würden. Und immer wieder werden wir eines Besseren belehrt. Nach zwei Folgen «Punshier» (Netflix, Marvel, cool!) wurde dann das Mittagessen serviert. Als Amuse-Bouche gab es leckere Satay-Spiesse und, welch Wunder, ein weiteres Glas Wein. Wir entschieden uns für Weisswein. Der angebotene Sauvignon Blanc wurde lustigerweise in Neuseeland hergestellt. Zur Vorspeise bestellten wir die geräucherte Entenbrust mit etwas Salat. Schmeckte hervorragend. Und zur Hauptspeise hatte ich dann leckeres Hühnchen mit gebratenem Reis und irgendwelchem asiatischen Grünzeug, Nina bestellte sich das Kalbsfilet mit Champignons, Tomaten und einem Auberginen-Kaviar, abgerundet mit einer Estragon-Senf-Sauce. Bewertung Essen: hervorragend! Man hätte es nicht von einem Essen in einem Sterne-Restaurant unterscheiden können. Dann eine weitere Folge «Punisher» aus welcher mich Nina nach ca. 10 Minuten aufweckte. Nein, die Serie ist nicht langweilig. Aber wenn man etwas übermüdet in den Flieger steigt, sich dann Alkohohl hinter die Binden kippt, dann schläft man wohl bei der spannendsten Serie ein.
Aber in unserer Zeitzone war es irgendwas mit 14:00 Uhr und schlafen wollte ich daher noch nicht. Auch wenn der Rest des Flugzeuges so tat, als wäre 22:00 Uhr und die Leute nicht erst «gerade» aufgestanden sind. Auch wurde dann relativ schnell die Kabine verdunkelt, einzelne Gäste hatten bereits ihr Bett gemacht und schienen bereits zu schlafen. Etwas augenrollend nahm ich das zur Kenntnis und startete eine weitere Folge meiner Serie. Nach weiteren 2 Stunden, Nina hatte ihr Bett nun ebenfalls gemacht, gab ich dem Druck der Öffentlichkeit nach (vielleicht waren es auch meinen schweren Augen) und funktionierte mein Sitz in ein Bett um und legte mich schlafen.