Bahnfahrt von Cairns nach Kuranda
Gemütliche Kaffeefahrt – natürlich ohne die ganzen Zwischenstops für Shoppings – gefällig? Dann ist die Eisenbahnfahrt mit antiken Bahnwaggons von Cairns nach Kuranda genau das richtige für Dich.
Nun, der Reihe nach. Eines der Touristenziele, wenn man in Stadt Cairns ein paar Tage zu verbringen hat, ist das Städtchen Kuranda. Dahin kommt man entweder mit dem Auto, mit einer Seilbahn oder eben mit dem antiken Zug. Also eigentlich sind leider eben nur die Waggons antik. Die Lokomotiven sind Dieselloks, welche wohl eher neueren Bauart sind. Dieser Umstand ist sehr schade, denn es wäre doch fantastisch, wenn man in alten Waggons, gezogen durch eine schnaufende und zischende Dampflok durch die Gegend fahren könnte. Da wäre die Nostalgie gleich noch ein Stückchen grösser.
Also buchten wir am Vorabend zwei Tickets in der Holzklasse, man muss ja auch ab und an auf die Ausgaben schauen, und freuten uns auf diese Fahrt resp. den Ausflug nach Kuranda.
Am Folgetag am Bahnsteig angekommen mussten wir die eigentlichen Tickets am Bahnhofsschalter abholen, die Plätze wurden automatisch zugeteilt und schon konnten wir in den Zug einsteigen. Wir suchten, bei gefühlten 50 Waggons den unseren und machten uns auf die Suche nach unseren Plätzen.
Es waren 6er-Abteile und in unserem Abteil sassen bereits drei weitere Touristen, was wir doch etwas seltsam fanden, da der Zug total 10 Wagen hatte und ¾ leer waren. Offenbar hatte man alle Fahrgäste in den gleichen Waggons platziert. Nun gut. Es würden ja nur knappe zwei Stunden werden. Lange zwei Stunden. Denn obwohl die Bänke komfortabel breit waren, die Menschen früher hatten offensichtlich kürzere Oberschenkel. Anders ausgedrückt, der Platz in der Breite, also zum Fahrgast gegenüber, war dann doch eher knapp bemessen. Und zudem sassen wir noch mit dem Rücken zur Fahrtrichtung, was die Stimmung auch nicht gerade in höhere Sphären katapultierte.
Überglücklich waren wir dann aber, als der Schaffner nach rund einer Viertelstunde durch die Wagen ging und uns mitteilte, dass doch weiter vorne noch ein komplett leerer Wagen mit viel Platz sei. Ah ja. Als brave Bürger hält man sich halt an das, was auf dem Ticket steht. Und man traut sich dann sicher nicht auf einen anderen Platz, geschweige in einen anderen Wagen zu sitzen. Erfreut kamen wir dem Angebot nach und suchten uns ein freies Plätzchen in einem Wagen weiter vorne. Gesicht in Fahrtrichtung und genug Platz für unsere Beine. Es konnte also losgehen.
Der Zug fuhr mit gefühlten 3,5 Kilometern in der Stunde in Richtung Regenwald. Zuerst ging es aus der Stadt Cairns heraus, hinein in die eher spärlich besiedelten Vororte, bevor dann der sanfte Aufstieg in den Regenwald begann. Die gesamte Strecke verläuft über rund 37 Kilometer, durch 15 Tunnels – alle von Hand und Spitzhacke in die Felsen gehauen – sowie exakt 37 Brücken nach Kuranda. Offenbar hatten ihre Erbauer schon damals daran gedacht, dass die Bahn viele dutzende Jahrzehnte später durch Touristen mit Fotoapparaten genutzt werden könnte; die Geleise schlängeln sich jeweils mit ausgedehnten Kurven durch die Landschaft, was immer wieder einen hervorragenden Blick auf den ganzen Zug erlaubte. Auch die Brücken, zum Teil war man froh, wenn man sie passiert hatten, boten meistens einen atemberaubenden Blick hinunter in die Schluchten resp. in die Ferne und die Küste. An einer Bahnstation von früher, hielt der Zug und man konnte für rund zehn Minuten aussteigen und einen Wasserfall an der gegenüberliegenden Bergseite bewundern. Leider führte der Fluss bei unserem Ausflug sehr wenig Wasser, was das Fotomotiv etwas trübte.
Ein paar Minuten nach dem Zwischenstopp erreichten wir unser Ziel, Kuranda. Bereits der Bahnhof, in Mitten des Regenwaldes ließ uns Grosses erhoffen. Hübsch angelegt, noch ganz im Stile von früher, mit vielen Pflanzen und Blumen. Mit einem Shuttlebus ging es dann ins Zentrum. Also das, was man halt bei einem solchen Dorf als Zentrum bezeichnen würde. Es reihten sich Souvenirshop an Souvenirshop, Kunst- resp. Fotogalerie an Galerie und ab und an bot noch ein Imbiss-Laden seine Sachen feil. Gegen das Butterfly Sanctuary und den Koala Gardens (ein großer Name für eigentlich einen Streichelzoo mit allerlei Tieren) hatten wir uns bereits im Vorfeld entschieden, da offenbar viel zu klein und viel zu teuer. Unserer Meinung nach gibt es hier bessere Orte um diese Tiere zu bestaunen.
Etwas ernüchtert, wir hatten uns irgendwie mehr erhofft, suchten wir ein Restaurant um etwas zu Essen. Auch hatten wir lediglich rund zwei Stunden bevor der Zug wieder zurückfahren würde. Es schien uns, als würde das Dorf künstlich am Leben erhalten damit die Zug- resp. Seilbahn-Touristen ein Ziel haben. Da hätte man wohl mehr daraus machen können.
Obwohl wir die Hin- und Rückfahrt mit dem Zug geplant und gebucht hatten, informierten wir uns nach dem Mittagessen, ob die Möglichkeit einer Umbuchung von Zug auf Seilbahn-Gondel möglich wäre. Grundsätzliche wäre dies kein Problem gewesen, allerdings liegt die Endstation der Seilbahn nicht in Cairns selbst, sondern in einem Ort nördlich davon. Und gemäß Auskunft der Dame am Ticketschalter wären da auch keine öffentlichen Verkehrsmittel noch Shuttlebusse verfügbar. Irgendwie ein komisches Konzept. Somit blieb uns nur noch die geplante Route mit dem Zug.
Muss man diesen Ausflug gemacht haben? Schwierig zu beantworten. Die Zugfahrt ist gemütlich und irgendwie noch witzig in diesen alten Waggons. Kuranda selbst ist allerdings ein Touristen-Moloch, welches nichts (außer den oben genannten Dingen) zu bieten hat. Unser Glück war, dass wir nur rund 2 – 3 Stunden Aufenthalt hatten. Unser Tipp: Zugfahrt nach Kuranda machen, danach direkt auf die Seilbahn umsteigen und irgendwie einen Transport von der Seilbahn-Endstation nach Cairns resp. ins Hotel organisieren. Die Besichtigung des Dorfes kann man sich schenken.