Arthur's Pass & Castle Hill

 
20180125-norden-suedinsel-115-4.jpg

 

Man nehme ein bisschen Grimsel-Pass aus der Schweiz, etwas Banff Nationalpark aus Kanada und verfeinere es mit einer Prise Colorado in den USA. Herauskommen sollte dann der Arthur’s Pass National Park in Neuseeland. Also wenn man von jedem der genannten Orte die richtige Menge nimmt. Ansonsten kriegt man wohl etwas ganz anderes.

Etwa an das obgenannte Rezept erinnerte uns die Fahrt über den Arthur’s Pass, welcher sich im gleichnamigen Nationalpark befindet. Eine fantastische Mischung wie wir finden. Und dabei hätten wir diese Mixtur der Landschaften beinahe verpasst. Hatten wir diesen Weg nur genommen, weil wir unsere ursprünglich angedachte Route umgeplant hatten, um dem schlechten Wetter um den Franz Josef Glacier zu entfliehen. Oh, das wäre ein riesengrosser Fehler gewesen. Ein wohl unverzeihlicher Fehler. Allerdings hätten wir es ja andererseits gar nicht mitgekriegt, weil wir nie über diesen Pass gefahren wären. Und was man nicht weiss, macht einem bekanntlich ja nicht heiss.

Der kleinere Nationalpark mit seinem Pass liegt auf der von uns befahrenen Strecke von Greymouth nach Christchurch. Der Pass selbst ist halt einfach so ein Pass. Wie man es eben vom Grimsel-Pass her kennt. Es geht zuerst steil hoch, hat ein Hospiz, wobei es sich hier lediglich um einen Parkplatz mit einem Viewpoint handelte, und geht danach wieder runter. So weit so gut. Anzusehen war es dennoch schön, um nicht zu sagen atemberaubend. Auch gibt es da eine eher imposante Brücke, welche die Frage aufkommen lässt, wo man denn früher, also vor dem Bau der Brücke, entlanggefahren ist um über den Pass zu gelangen. Soll uns nicht weiter kümmern. Die Brücke war ja da.

Devil's Punchbowl Wasserfall

 Beim Weiler Arthur’s Pass, ein Dörfchen etwas weiter unten nach dem Arthur’s Pass, war unsere eigentliche erste Wanderstation des Tages. Ihr merkt, meine vielen Wiederholungen des Passnamens respektive dem Nationalparknamens respektive dem Namen des Dörfchens zeugen entweder nicht gerade von hoher Schreibkunst oder von der Einfallslosigkeit bei der Namensgebung der Kollegen hier in Neuseeland. Gerne hätte ich natürlich auf mehr unterschiedliche Wörter zurückgegriffen, nur war dies in diesem Fall unmöglich.

Den Devils Punchbowl Waterfall wollten wir sehen und es galt eine kurze Strecke von rund einem Kilometer hinter sich zu bringen. Gemütlich dem Fluss in Richtung Wasserfall ins Tal wandern. Dachten wir. Hofften wir. Denn, was wir nicht mögen sind Treppen (siehe dazu auch dieser Blogbeitrag). Das ging es dann auch, also zuerst gemütlich dem Fluss entlang, über eine stilvolle Hängebrücke und weiter in den Wald hinein. Und dann kamen sie. Die Treppen. Dutzende Stufen. Und wir wussten nun, dass es hart erkämpfte 1000 Meter sein würden. Komischerweise liessen uns die anderen Touristen vor jedem Treppenabsatz höflich den Vortritt. Entweder wollten sie sich über uns beim Hochkraxeln amüsieren oder uns unsere Treppensteig-Technik abschauen oder uns nicht in den Nacken schnaufen. Wir haben es leider nie herausgefunden.

Nach einer guten halben Stunde, die Treppenstufen hatten ihren Teil zum Schneckentempo beigetragen, erklommen wir die letzten paar Stufen zur Plattform, welche einen herrlichen Blick auf den, vor uns herabstürzenden, Wasserfall bot. Das Wasser fällt dabei tosend rund 130 Meter in die Tiefe und lässt sämtliches Kamera-Equipment sowie einem selbst mit einem feinen Tröpfchennebel nass werden. Flugs ein paar Fotos, ein paar sinnierende Minuten auf den Wasserfall blickend, und schon ging es zurück, auf dem gleichen Weg, zum Parkplatz.

Castle Hill - Kura Tawhiti Conservation

 Weiter ging es dann mit dem Auto zum Lake Pearson, welcher, bei sehr ruhigem Wetter, eine tolle Spiegelung der Berge um ihn herum erzeugt. Nun, da ich Minuten zuvor einen Startversuch unserer Drohne enttäuscht abgebrochen hatte, die kleinen Propeller konnten den Wind schlicht nicht ausgleichen, war die Hoffnung schon sehr klein einen spiegelglatten See vorzufinden. Und unsere Befürchtungen trafen leider ein. Von Spiegelungen keine Spur, nicht mal ansatzweise konnte man etwas auf dem Wasser erkennen. Daher fuhren wir ohne Umschweife am See vorbei und genossen stattdessen das atemberaubende Panorama und die Weiten dieser Gegend.

Unser nächster Stop sollte bei der Kura Tawhiti Conservation Area sein. Oder Castle Hill, wie ihn die englischsprachigen Menschen nennen. Ein Hügel mit grossen Kalkstein-Felsen, welche verstreut auf ebendiesem liegen. Vom Parkplatz zu den Felsen sind es rund 500 Meter und die haben es bei gefühlten 40 Grad am Schatten in sich. Genau ein einziger Baum auf der ganzen Strecke. Ich war in der Hälfte der Strecke etwas demotiviert, ich hatte zu heiss, wir waren bereits länger unterwegs und die Drohne durfte ich hier ebenfalls nicht steigen lassen. Nina motivierte mich trotzdem, die Formationen genauer und von näher zu betrachten. Also spazierten wir weiter, schwitzend, in Richtung der riesigen Steinblöcke die wild verstreut auf dem Hügel lagen. Als hätte ein Riese mit Murmeln gespielt und sie danach liegen lassen. Bei den Felsen ankommen, ein paar Fotos gemacht, wollte ich auch schon wieder zurück ins kühle Auto. Mir war nicht nach «Zwischen-Felsen-Herumturnen». Aber Nina war beharrlich. Unbedingt wollte sie weiter. Weiter um die nächste Ecke, wo vielleicht eine noch eindrücklichere Felsformation zu finden war. Also gingen wir weiter. Es war schliesslich der Geburtstag meiner Frau. Da wollte ich nicht das trotzende Kind spielen.

Und ich sollte es nicht bereuen. Die Landschaft und die Felsen wurden immer eindrücklicher und je höher wir auf den Hügel resp. hinter den Hügel spazierten, desto ruhiger wurde es. Die Felsen und das Gras schluckten sämtliche weiteren Umgebungsgeräusche. Es war irgendwie magisch. Fantastisch. Der Ort hier oben war schlichtweg nur friedlich. Ich setzte mich einen Moment hin und genoss die Stille und den Moment. Im Nachhinein hatte ich zufällig gelesen, dass ein früherer Dalai Lama, welcher den Ort besucht hatte, ihn als «Spirituelles Zentrum des Universums» beschrieben hatte. Und ich weiss ganz genau was der Herr gemeint hat.

Nach diesen weiteren, sehr schönen Eindrücken ging es zurück ins Auto, um uns auf den Weg nach Christchurch zu machen.

 
Zurück
Zurück

Christchurch – 1 Tag in der charismatischsten Stadt Neuseelands

Weiter
Weiter

Die Welt in Bildern - Region Wellington NZ